Die Stühle von Sergej Rachmaninoff

Restaurierte Peddigstühle aus der Villa Senar – Fauteuils restaurés de la Villa Senar

Die Anfrage kam zuerst als Kostenschätzung für das Kopieren der Stühle herein, notabene auf der Basis von schlecht aufgelösten Fotos. Es war dann aber schnell klar, dass das in der kurzen Zeit nicht zu leisten gewesen wäre, auch wenn das Geld gereicht hätte. Aber wie so oft fehlte es vor allem auch daran. Die Stühle stammen aus der Villa Senar in Hertenstein LU, welche sich der Komponist Sergej Rachmaninoff in den dreissiger Jahren am Vierwaldstättersee bauen liess. Und entgegen der Regel, dass in Museen Originale nicht benutzt sondern ausgestellt oder gelagert werden, entschlossen sich die Träger des neu als Museum zugänglichen Hauses, die Stühle restaurieren zu lassen und im geplanten Museumscafé zu gebrauchen. So erhielt ich statt des Kopierens, den Auftrag, die Originale zu restaurieren, – auf Offerte und mit genauen Terminvorgaben, denn im März sollte das Haus geöffnet werden.

Ohne den Bezug zum berühmten Besitzer, wäre der Auftrag jetzt nichts besonderes gewesen. Aber ich hatte im Chor die All-Night Vigil von ihm gesungen und unermesslich geliebt. So war es schon etwas besonderes, seine Stühle in die Hände zu bekommen. Es war denn auch eher ein Problem, bei mir die 13 Stück unterzubringen, ohne dass sie Schaden nehmen als Wicklungen zu ergänzen und gebrochene Peddigfäden zu ersetzen. Es war auch kein Problem, die Offerte einzuhalten. Erstaunt war ich eher, dass ich mit dem farblichen Anpassen massiv mehr Zeit brauchte, als für das eigentliche reparieren. Aber es war tatsächlich so, dass sich das Ursprungsmaterial auch am gleichen Stuhl an einem Bein anders verfärbt hatte, als zum Beispiel an einer Rücklehne. Und so musste jede Stelle einzeln nachretuschiert werden, in dem ich etwa sie mit Wasser etwas aufhellte oder mit einem zweiten Anstrich der Beize der Farbe etwas mehr Leuchtkraft vermittelte.

Ich kann feststellen, dass Herr Rachmaninoff nicht nur tolle Musik geschrieben hat, sondern auch gute Stühle eingekauft hat und seine Nachkommen sie sorgsam genutzt haben. Sie sind alle in einem Top-Zustand. Am meisten erstaunte mich, dass von den vielen Konstruktionsteilen aus Weide kein einziges vom Holzwurm befallen ist. Interessant ist auch, dass die Stühle nicht alle vom gleichen Modell sind. Im ganzen sind es 5 verschiedene Modelle, davon 3 Fauteuils mit Armlehne (im ganzen 5 Stück) und 2 Modelle ohne Armlehne (total 8 Stück). Das legt die Vermutung nahe, dass die Stühle nicht alle miteinander gekauft wurden oder sie wurden sehr kurzfristig gekauft und man musste nehmen was erhältlich war.

Wer möchte, kann sich die Stühle in der Villa Senar anschauen und darauf sitzen und einen Kaffee trinken.

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