Hochbeete und Sichtschutzwände aus Weiden

Ein Auftrag der Flechtgruppe Salix

In der zweiten Jahreshälfte 2012 hat die Flechtgruppe Salix einen grossen Auftrag mit Flechtarbeiten im Aussenbereich realisiert. Die Arbeit bestand aus Sichtschutzwänden und Hochbeeten. Für die Konstruktionsplanung, aber auch für die Offerte konnten wir auf Erfahrungen beim Aussichtsturm Seedorf zurückgreifen.

Projekt
Bauherrin ist eine Stiftung für Behinderte, die in der Wohnanlage auch ein erfolgreiches Restaurant als Integrationsprojekt und andernorts eine geschützte Werkstätte führt. Mit der Parkanlage soll ein neuartiges Bewegungskonzept umgesetzt werden, das Menschen mit schwerer Behinderung in einem geschützten Umfeld mehr selbständiges Handeln ermöglicht. Teil der Anlage sind neben den bepflanzten Hochbeeten umfangreiche Sand- und Kiesflächen, Wasserspiele und Wiesen Stallungen und Gehege für Tiere sowie ein grosses Glashaus, das eine Nutzung der Anlage auch bei schlechtem Wetter ermöglicht. Geplant wurde die Anlage von Rotzler Krebs Landschaftsarchitekten, Winterthur, ein sehr innovatives Büro, das immer auf der Suche nach neuen Lösungen ist. Da wir bei der Konzeption der Hochbeete mit gearbeitet hatten, wurden wir bei der öffentlichen Ausschreibung der Arbeiten als möglicher Partner genannt und von den offerierenden Gartenbauunternehmen angefragt. Das Rennen machte schliesslich die Gartenbau Holenstein AG aus Rapperswil/Jona, für die wir schliesslich als Subunternehmer tätig waren.

Material
Für die Flechtarbeit verwendeten wir rohe Weiden, die wir in der Schweiz druckimprägnieren liessen. Die Stöcke für die Staken haben wir vor der Behandlung zugeschnitten. Als Depot und zum Aufweichen konnten wir auf die Unterstützung des Arbeitsheims Wangen zählen. Da die rohen Weiden nach dem imprägnieren nur sehr langsam abtrocknen, war allerdings gar nicht mehr viel Aufweichzeit notwendig. Für die Hochbeete setzen uns die Gärtner druckimprägnierte Lärchenpfähle in einem Abstand von 40 – 50 cm. Die Beete wurden innen mit einem Wasser-undurchlässigen Fliess ausgekleidet und mit einem Pflanzsubstrat gefüllt, das auch auf Dachterrassen verwendet wird. Bei den Sichtschutzwänden wurden statt der Holzpfähle Eisenrohre einbetoniert. Dazwischen kamen unsere Stakenpaare. Die Schichtweiden waren 250 – 280 cm lang. Glücklicherweise erfolgte die Arbeitsvergabe Ende März. Wir konnten also die Weidenbestellungen im besten Zeitpunkt aufgeben, denn der Lieferant konnte sie gleich auf seine Einkaufstour in Spanien mitnehmen. Auch wenn wir vom Aussichtsturm Reussdelta Seedorf relativ genaue Werte hatten, stellte sich die Einschätzung der Weidenmenge als heikles Unterfangen heraus. Wir hatten allerdings den Vorteil, dass die Arbeit in zwei Etappen ausgeführt werden sollte. Und zwischen der ersten Etappe Mitte August und der zweiten Anfang November war genug Zeit, um eine Nachlieferung zu organisieren, die dann auch wirklich notwendig wurde. Im gesamten haben wir gut 1100 Kilo Weiden verarbeitet. Das war deutlich mehr als erwartet, weil die Weiden dicker waren als beim Projekt in Seedorf. Die Nachlieferung war dann ein wenig feiner, und damit ergiebiger als angenommen.

Arbeiten im Freien
Die Arbeit im Freien ist für uns Flechter eher ungewohnt und kann darum zu einer Herausforderung werden. Das war für uns bei diesem Projekt vor allem die grosse Hitze im August. Flechten bei dreissig Grad im Schatten und dabei weit und breit kein Schatten: Da kann man gar nicht genug trinken und am Abend ist man nur noch müde. Neben einem Regentag, der wirklich unangenehm war, hatten wir aber im allgemeinen Glück mit dem Wetter.

Auswärts Arbeiten
Damit wir im teuren Zürcherland nicht im Hotel übernachten mussten, sind wir in der ersten Woche nach Langenthal und in der übrigen Zeit ins Hüttli von Rosmarie und Berni in der Region Uznach gependelt. Mit dem Pendeln in der Region Zürich ist natürlich das Staurisiko verbunden. Wir minimierten das erfolgreich durch etwas versetzte Arbeitszeiten und Nachtessen vor der Heimfahrt. Auswärts arbeiten bedeutet auch, dass zu Hause das Geschäft geschlossen ist. Auch von daher war die Etappierung der 41⁄2 Wochen dauernden Arbeit natürlich ein Glücksfall. Die Abwesenheit wurde so auf zwei kürzere Zeiten verteilt.

Zusammenarbeit
Wir sind in der Flechtgruppe Salix mittlerweile ein gut eingespieltes Team, in dem jeder seine Qualitäten einbringen kann. Die Stimmung war sehr gut und die Arbeitsmoral hoch. Schön war auch die Zusammenarbeit auf dem Bau, besonders mit dem tollen Team von Garten Holenstein. Aber auch die Kommunikation mit der Bauleitung lief hervorragend. Wir wussten immer woran wir, waren. Unsere Leistung wurde allseits geschätzt und wir bekamen das auch zu hören.

Wirtschaftliches
Dank der Erfahrungen vom Aussichtsturm Reussdelta Seedorf und der Tatsache, dass wir in der gleichen Region schon einmal einen kleineren Auftrag hatten, konnten wir die Kosten im errechneten Rahmen halten. Da wir beim Material genügend Spielraum gelassen hatten und die errechnete Zeit leicht unterschritten ist für uns das Projekt Pigna auch wirtschaftlich ein Erfolg geworden.

Grosse Dimensionen
Wir mussten für die vorliegende Arbeit das Handwerk nicht neu erfinden. Geflochten wurde wie zu Hause, auch wenn der Korb fast 50 m Umfang hat. Ein paar Sachen sind allerdings anders. So kann man sich die Arbeitshöhe nicht aussuchen. So ein Hochbeet beginnt einfach am Boden und ist auf 50 cm fertig. Also kriecht man bei dieser Arbeit die meiste Zeit auf dem Boden herum und wenn es langsam angenehmer werden könnte, beginnt man das nächste Hochbeet. Bei den Sichtschutzwänden waren gerade Schichten das Hauptproblem. Der Mann, der am klopfen ist, befindet sich so nah an der Arbeit, dass er die Übersicht nicht haben kann. Also geht einer auf Distanz und dirigiert ihn. Aber nur läuft auf so einer Gartenbaustelle immer wieder mal ein Bagger…..!
Ja und wie waren denn nun diese Dimensionen? Insgesamt haben wir knapp 192 m2 Geflecht hergestellt. Davon entfielen knapp 75 m2 auf die vier Hochbeete. Das grösste hatte 48 m Umfang, das kleinste 27.7 m. Eines wird durch das Glashaus in zwei Teile aufgeteilt (ein Teil innen, der andere aussen). Hier wurde auf einer Seite das Geflecht unter dem Fenster durch gezogen, auf der andern wird es durch die Mauer unterbrochen. Die Sichtschutzwände umfassten eine Fläche von 116 m2. Die grössere hatte eine Länge von 43.2 m die kleinere etwas mehr als 25 m. Die Höhe betrug 180 cm. Am Boden liessen wir eine Lücke von 10 cm.

Publikum
Solange wir im Park selbst tätig waren, konnten wir relativ ungestört arbeiten. Es kam aber immer mal wieder ein Handwerker vorbei und wollte etwas genauer sehen, was wir da machten. Richtig los ging es dann mit Publikum, als wir zum Schluss die grosse Sichtschutzwand ausserhalb der Anlage geflochten haben. Die verlief einem Trottoir entlang, das relativ stark frequentiert wurde. Hier wurden wir dauernd angesprochen. Die Leute waren so interessiert, dass man fast einen Informationsstand hätte betreiben können. Es gab die unterschiedlichsten Reaktionen: Behinderte, die gerne mitgearbeitet hätten, Leute die einen Bezug zu unseren Herkunftsregionen hatten, solche die das wunderbar fanden und die andern, die meinten, es könne wieder mal nicht genug kosten…

Dank
Unser Dank geht an die Bauherrschaft, die uns diese Arbeit überhaupt möglich machte. Ganz herzlich danken wir dem Büro Rotzler Krebs Landschaftsarchitekten, namentlich Frau Krell und den Herren Haustein und De Buhr, mit denen wir eine sehr gute Zusammenarbeit hatten. Und in besonders dankbarer Erinnerung wird uns die Firma Garten Holenstein bleiben. Von Projektleiter Sepp Sidler und seinen vier Mann vor Ort wurden wir bestens unterstützt. Und schliesslich noch ein spezielles Dankeschön an Fred Hunger und das Arbeitsheim Wangen, wo wir unsere Weiden zwischenlagern und aufweichen konnten.

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