„Lederweide“

Junge Triebe im Frühjahr.

 

Das intensive Rot der frühen Knospen verteil sich später auf die Blattspitzen.

Die Lederweide ist quasi durch die Hintertür zu mir gekommen. Ich hatte den Namen schon mal gehört, aber sie war mir noch niemals begegnet. Und weil der Name auch keine korrekte botanische Bezeichnung ist, hatte es auchkeinen Sinn, mich auf die Suche nach ihr zu begeben. So fackelte ich denn nicht lange, als mich eine Frau aus Melchnau anrief und fragte, ob ich Interesse an Lederweiden hätte. Als sie dann kam, war ich allerdings nicht wenig irritiert, als sie mir nur die verzweigten Weiden dalassen und die schönen jemand anderem bringen wollte. Aber da diese schön aussahen und ich

noch nie Weiden mit so heller Rinde gesehen hatte, behielt ich sie da, schnitt ein paar schöne Zweige ab und schmiss den Rest auf den Haufen mit dem Hackholz. Diese Zweige gingen dann vergessen und kamen noch frisch zum Vorschein, als ich die Matte hinter dem Haus zum heuen mähte. Ich steckte sie bei den übrigen Weiden und war gespannt, was passiert. Sie haben dann wirklich ausgeschlagen und gefielen mir. Bei der Ernte freute mich die helle olivgraue Rinde mit den dunklen, fast schwarzen Knospen. Im Sommer freute ich mich über die grossen glänzenden dunkelgrünen Blätter mit den rötlichen Spitzen und die riesigen Nebenblätter am Blattansatz. Darum habe ich jedes Jahr wieder ein paar von den geernteten Ruten gesteckt.

Die Blätter sind im Sommer relativ breit, dunkelgrün mit heller Mittelrippe. Auffällig ist die rötliche Färbung der Blätter an der Triebspitzte. Der Blattrand ist fein gesägt.

Auffällig sind die grossen Nebenblätter am Blattansatz.

Schale „Botanique“: Rustikales Handwerk mit edlem Material.

Bisher habe ich sie jeweils in Iglus aus lebendigen Weiden verarbeitet, wo ich immer um eine gewisse Vielfalt an Weidensorten besorgt bin. Die letzten beiden Winter bekam ich keinen solchen Auftrag und

Leider lässt sich der Zauber des Originals auf dem Foto schlecht vermitteln.

hatte darum zum ersten Mal getrocknete Lederweiden zum Aufweichen. Da sie am Fussende relativ stark sind, habe ich einen kleinen Bund als Bodenstaken für eine Serie Blumenkörbe eingeweicht. Die übrig gebliebenen Spitzen inspirierten mich, wieder einmal kleine Schalen „Botanique“ zu flechten. Dabei zeigten die Lederweiden ausgezeichnete Flechteigenschaften: Sie waren sehr zäh und elastisch und machten trotz der eher rustikalen Arbeit wenig harte Knicke. Auch platzte die Rinde kaum auf. Richtig zur Geltung kam die Wirkung der Lederweiden aber erst nach dem Trocknen der beiden Körbchen. Die Rinde behielt ihren samtenen, edlen Glanz, was den Körbchen im Zusammenklang mit der etwas groben Struktur einen spannenden Ausdruck verleiht. Einzig die

Elastizität bei grosser Festigkeit.

ursprünglich dunklen Knospen haben ihr apartes Schwarz verloren. – Natürlich mochte ich die verwertbaren Abschnitte nicht wegschmeissen und verarbeitete sie in einem Holzkorb aus rohen und weissen Weiden zu einem Würfelstreifen, welcher die Helligkeit ihrer Rinde im Vergleich zu den handelsüblichen Amerikanerweiden besonders gut zur Geltung bringt.

Natürlich wüsste ich gerne, wie mein neuer Zögling den wirklich heisst. Ich habe Sonja Züllig von Salicetum einen Steckling gegeben und sie hat die Lederweide als eine Bruchweide (Salix euxina) identifiziert. Um welche Unterart es sich genau handelt kann zum heutigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden.

Ein Band grauoliver Vierecke im Rotbraun der Amerikanerweiden.

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