Lehnstuhl x 2

Kopie eines Lehnstuhls – Copie d’un fauteuil

Es war die Sorte Auftrag, bei denen man tief Luft holt, wenn der Kunde gegangen ist.

Da stand er: Ein superschöner Peddigstuhl, aufwändig geflochten, mit einem Weidengestell, das total vom  Holzwurm befallen und somit nicht zu retten war. „Zweimal kopieren bitte!“, lautete der Auftrag.

Es war klar, dass ich nicht alles Material an Lager hatte, das ich für den Stuhl brauchte. Ich machte also schon bald einmald die Brennzeichnung und erstellte eine Stückliste, um den Bedarf abzuklären. Die geraden Teile konnte ich, wie beim Muster, mit 25 er Rundstäben machen. Für die gebogenen brauchte ich Rattan und da hatte ich nicht allles im Haus. Für die Böcke brauchte ich 16er und für die langen Teile, welche Rückenbügel und Armlehne bildeten, 18er Peddig. Das konnte mir Markus Keel zusammen mit dem 3 mm Peddig zum Ausflechten bringen, wenn er nach Langnau an die GV der IGK SCHWEIZ fuhr. So kamen nich noch teure Transportkosten für die langen Stücke dazu. So war klar: im April würde es los gehen.

Das Gestell, die ungefärbte Kopie und das Muster — Le cadre, la copie non teintée et le modèle.

Das Bauen der Gestelle ging ganz flott von statten. Es waren, ausser den langen Peddigteilen, keine komplizierten Biegearbeiten und Verbindungen auszuführen. Einzig bei den Übergängen musste man die dicken Rattanstangen verjüngen. Das war bei den Weidenstöcken des Originals nicht nötig, weil die naturgemäss nach oben dünner werden. Die Lehnen mit dem Peddig stellte ich in drei Teilen her, welche ich schräg geschnitten auf Höhe der Hinterbeine zusammenfügte. Das äussere Teil musste ich provisorisch mit Latten und Klammern halten, weil es im Rückenbereich nur durch das Geflecht mit dem Rest des Stuhles verbunden war.

Die Befestigung der Staken. – La fixation des montants

Für die Befestigung der Staken waren die Lehnen aufgeschnitten und für die eine Stake des Paares eine Rille gemacht, in welche das 5mm Peddigrohr genagelt wurde. Wenn alle befestigt waren, konnte der weggeschnittene Teil wieder eingenagelt werden. Die zweite Stake wurde später im Geflecht dazu gesteckt.

Der Übergang zur Armlehne. – Le passage vers l’accoudoir

Der Ablauf beim Flechten: Nach dem Befestigen der Rückenstaken wurde als erstes der Bogen über dem Rücken zwischen den Rückenstaken ausgeflochten. Die Enden der Fäden wurden dabei, soweit möglich, in die Schlitze der Aufgeschnittenen Peddigstangen versorgt. Darauf wurde die Rückenlehne bis zum Übergang zur Armlehne geflochten. Nun mussten die Staken hier in gleicher Weise befestigt werden. Dann wurden die beiden Armlehnen bis vorne in die Biegung aus geflochten.

Die Rückseite. – Le verso

Die nächste Etappe bezog die Seitenwände in die Arbeit am Rücken ein, wobei mit der Zeit auch die Frontseiten der Armlehnen dazu kamen. Dieser Abschnitt hörte bei der Biegung in den Sitz auf. Hier wurde zuerst der Sitz bis Innenkante der Traverse vorn geflochten. Dann folgte das Fertigflechten der Verkleidung, wobei für die Rückseite neue Staken eingenagelt werden mussten. Unten wurden die Staken angenagelt und die Nägel mit einem gespaltenen Rohr abgedeckt, das mit einer Wicklung angebunden wurde.

Schliesslich musste die Sitzrundung vorne noch geflochten und seitlich mit zwei Abdeckungen geschlossen werden.

Am mühsamsten beim Flechten war die immer enger werdende Stelle vorne bei der Armlehne, wo einem der Peddig immer in die Verjüngung wegrutschen will.

Der gefärbte und der unbehandelte Stuhl. – La chaise colorée et la chaise non traitée

Die Oberflächenbehandlung machte ich mit Kunos Siegelöl von Livos: Zweimal Eiche antik, und ein Anstrich natur.

Die fertigen Stühle sind angekommen. – Les chaises terminées sont arrivées