Projektwoche in der Blindenschule

Präsentation am letzten Tag. – Présentation au dernier jour

Eine Projektwoche in einer Schule hatte ich schon lange nicht mehr gehabt. Darum konnte ich bei der Anfrage aus der Blindenschule Zollikofen fast nicht „nein“ sagen. Das wurde mir aber auch leicht gemacht, weil sich schnell herausstellte, dass hier nicht eine Hauruck-Übung vom Stapel laufen würde, die man dann irgendwie zu Ende bringen muss. Schon die Anfrage enthielt einen sorgsam überlegten Fahrplan, mit dem sichergestellt werden sollte, dass die Schüler/innen eine Ahnung hatten, was auf sie zukommt und die Betreuenden vorbereitet die Begleitung der Jugendlichen übernehmen konnten. Zu folgendem Ablauf habe ich schliesslich meine Zustimmung gegeben:

13. März 2023: Besuch der Jugendlichen und des Betreuungsteams bei mir in der Werkstatt mit anschliessendem Kugelkurs im Waldhof Langenthal.
31. Mai 2023: Nachmittagskurs mit den Betreuenden/Lehrkräften
19. – 23. Juni 2023: Projektwoche in der Schule

Gefragt war in erster Linie mein Fachwissen und meine Erfahrung als Kursleiter. Die Projektinhalte wurden erst nach und nach entwickelt und sie bestanden nicht nur aus Flechtarbeiten. Es sollte in dieser Zeit eine Wiese neu genutzt werden, die vor ein paar Jahren durch die Entfernung einer Baracke frei geworden war. Die Jugendlichen wurden in die Planung einbezogen und konnten Wünsche anbringen. So sollten gleichzeitig eine Plattform in einem mächtigen Tulpenbaum, ein Kunstrasen-Green für eine kleine Minigolfanlage und sehr schöne, diebstahlsichere Bänke gebaut werden.

Die Begegnung im März verlief sehr angenehm. Die Leute von der Schule und die Jugendlichen kamen in Kontakt mit mir und dem Material und ich konnte erfahren, wie die Zusammenarbeit der Betreuenden mit den Jugendlichen beim praktischen Arbeiten abläuft.

Die, – sehr rollende -, Planung nahm ihren Anfang an einem Treffen im April mit Robert Boos, dem Werklehrer und Projektleiter. Gesetzt waren von Anfang an ein oder mehrere Hochbeete. Es war klar, dass diese und auch die weiteren Objekte aus druckimprägnierten Weiden hergestellt werden mussten.

Bis zum Teamnachmittag stand auch das Arbeitsprogramm der gewählten Objekte: Es waren Sichtschutzpannele aus Akazienrahmen dazu gekommen und Torbogen aus vorproduzierten Metallkonstruktionen, welche mit Weiden auszuflechten waren. Der Nachmittag diente dazu, die Leute vom Team in die Arbeit an diesen Objekten einzuführen, damit sie den Jugendlichen helfen konnten, ohne dass ich immer dabei stehen musste. Es galt auch abzuschätzen, wieviel Stück von jedem geflochten werden sollten, damit die Konstruktionen vorbereitet werden konnten.

So war ich denn an der Projektwoche selbst vorwiegend bei den drei Hochbeeten beschäftigt. Zwei Stück mit ø 120 cm und eines mit ø 150 cm nahmen wir in Angriff. Zusammen mit Robert Boos bestimmten wir die Standorte und schlugen die Pfähle ein. Mit den Betreuenden zusammen setzte ich in die Zwischenräume eine Anzahl Hölzchen um die Stellerverteilung zu bestimmen. Die Jugendlichen konnten dann bei jedem Hölzchen mit einem starken Pfriem ein Loch in den Boden schlagen und Weidenstöcke stecken. Darauf folgte eine starke Dreierkimme. Schliesslich musste ich das Niveau „ins Blei“ flechten, weil das Terrain ein wenig abfallend war. Nun waren die Jugendlichen etwa zwei Tage mit dem Schichtgeflecht beschäftigt, wobei ihnen die Betreuer helfend und motivierend zur Seite standen. Mir fiel dabei die Aufgabe zu, allzeit überall Tipps zu geben und Fehler zu korrigieren. Da die Motivation und die Fähigkeiten sehr unterschiedlich waren, kam uns zu pass, dass verschiedene Arbeiten auf dem Programm waren und dass es auch noch Arbeiten gab, bei denen nicht geflochten wurde. Sehr eindrücklich wird mir in Erinnerung bleiben, wie ein sehbehindertes Mädchen und ein autistischer Junge mit der Begleitung eines Betreuers ein kleines Hochbeet fast allein geflochten haben. Den Dreierzuschlag mit den starken 250er-Weiden flochten sie gemeinsam: Eines hielt die Pärchen fest, während das andere den nächsten Schlag ausführte.

Die Hochbeete waren am Donnerstag Abend fertig geflochten und wurden am Freitag Morgen gefüllt und zum Teil schon bepflanzt, während wir uns noch den zwei schon begonnenen Torbogen zuwandten. Das war auch gut so, denn bei den Jugendlichen war nun die Luft ziemlich draussen und die Leistungsfähigkeit hatte entsprechend gelitten. Das war nicht erstaunlich, denn die Projektwoche hatte auch die Form einer Landschulwoche mit Übernachtung im Zelt auf dem Schulgelände.

Am Freitagmittag konnte man aber mit gutem Gewissen sagen, dass alle Beteiligten sehr zufrieden ins Wochenende gingen. Und das Material? Im ganzen wurden 115 kg Weiden verarbeitet, wovon etwa 4 kg in der Folgewoche noch gebraucht wurden, um einige Sichtschutz-Pannele zu vollenden.

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