Stuhlverwandlung

Das sich ein Stuhlmodell wandeln könnte, ist mir erst mal im Wunsch von Kunden begegnet, welche eine Anpassung der Stuhlhöhe an einen Tisch wünschten oder eine stärkere Neigung, weil sie ihn gerade nicht am Tisch benützen wollten. Diese einfachen Veränderungen hätte man allerdings auf einem Foto nicht wahrgenommen. Anders war es bei der Bestellung der ersten Sitzgruppe, die einen Dreiplätzer des selben Modells enthielt. Hier war die Veränderung unübersehbar. Ich musste in diesem Fall eine neue Zeichnung für den Grundriss erstellen und in der Seitenansicht des Stuhles die beiden Beine hinzufügen, welche den mittleren Sitz begrenzen. So entstand ein um zwei Plätze verlängerter

Stuhl, der aber immer noch den gleichen Charakter wie das ursprüngliche Modell hatte und so mit den Einzelstühlen eine harmonische Gruppe bildete. Solche Gruppen bestellen häufig Kunden, die ein kleines Wohnzimmer haben und sich bei Besuch nicht mit einer schweren Polstergruppe abmühen wollen.

 

 

Anders verhielt es sich hingegen, als einmal jemand fand, der «à la cArte» würde ihm sehr gut passen als Sitz, doch mit der gerundeten Armlehne könne er sich nicht anfreunden. Seine Arme brauchten Halt auf einer Lehne, die parallel zum Sitz verlaufe. Wir bestimmten dann die Höhe der Lehne und ich zeichnete auf ein Transparentpapier das Oberteil einer neuen Seitenansicht, die ich mit Büroklammern auf der Zeichnung des Urmodells befestigen konnte. Auf diese Weise konnte dem Kundenwunsch ohne riesigen Mehraufwand entsprochen werden. Aber natürlich hatte der Stuhl trotz gleichem Sitzprofil einen völlig neuen Ausdruck erhalten.

 

Völlig anders lag der Fall bei der neuesten Verwandlung des «à la cArte». Ein weisser Fauteuil war nicht mehr zu retten, die Konstruktion bestand zum Teil aus Weiden und war massiv vom Holzwurm befallen. Das gebrochene Bein war beim besten Willen nicht zu reparieren. Die Kundin wollte wieder zwei solche Stühle: Weiss gespritzt, mit der gleichen Armlehne und dem durchbrochenen Geflecht auch im Rücken. Die Masse und das Sitzprofil mussten nicht genau gleich sein. Unter den vorhandenen Modellen wählte sie den «à la cArte». Da die Lehne beim kaputten Stuhl nur aus drei verbundenen 10 mm-Peddigen bestand konnte sie mit Hilfe der vorhandenen Lehre ohne spezielle Brennzeichnung realisiert werden. Um mich dem Ausdruck des Vorbildes anzunähern, zog ich die Rücklehne etwas höher. Die feineren Konstruktionsteile konnte ich aus geschältem Rohr machen. Die dickeren sind aus ungeschältem Manaurohr, das mit Peddigschiene verkleidet ist. Das Geflecht ist aus 3,5 und 3 mm Peddigrohr und das ganze wurde am Schluss noch durch einen Fachmann weiss lackiert, womit auch noch das letzte Bisschen Anklang an den «à la cArte» verschwand. So wandelbar ist ein Stuhlmodell.

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