Transformation professionelle

Liege vorher. – Couchette avant

Die Anfrage kam per Mail und es eilte, weil der Zügelwagen schon bestellt war: Etwas gar spät checkte die Frau, dass ihre geliebte Liege für den neuen Standort zu hoch war. Ob man nicht die Spitze entfernen könnte innerhalb einer Woche lautete die Frage und das geliebte Objekt habe schon dreizehn Jahre auf dem Buckel. Es war mir klar, dass hier ein Profi gefragt war. Aber absolut unklar war, ob ich dieser Profi sein wollte und weil das Mail am Freitag Abend eingetroffen war, wartete ich für die Antwort den Montag ab. Ich bat die Frau, mich anzurufen, damit wir die Geschichte am Telefon klären konnten. Es stellte sich schliesslich heraus, dass die Liege unter Dach stand und das Material darum noch völlig intakt war. Man konnte es also entfernen und wieder gebrauchen. Damit und mit einem nach oben offenen Kostendach konnte ich den Auftrag annehmen und fuhr am Dienstag mit dem Winkelschleifer und einem sorgfältig zusammengestellten Werkzeugsortiment im Rucksack zum Tatort, denn die Liege konnte nicht zu mir kommen.

Das Flechtmaterial wird von oben her herausgezogen – Le matériel de tressage est retiré par le haut

Die herausgeschnittene Konstruktion. – La construction découpée

Wir kippten die Liege auf zwei bereit gestellte Böcke. Als erstes stellte ich fest, dass das Dach der Liege von der Spitze her geflochten war und dass man dabei mit einem übereinander gelegten Bodenkreuz begonnen hatte. Ich schnitt also die Mitte weg und konnte nun die Flechtfäden problemlos herausziehen und auf die mitgebrachten Schiffchen wickeln. Die Fäden waren etwa 5 m lang und da die Stakenzahl gerade war, musste ich immer zwei Fäden gleichzeitig entfernen. Die Aluminiumkonstruktion hatte beim Beginn des Zipfels einen Ring und genau bis dahin nahm ich die Flechtfäden heraus und liess die Staken fürs erste mal stehen. Mit dem Winkelschleifer schnitt ich nun die Alu-Konstruktion des Zipfels heraus. Ich zählte darauf die Stellerpaare und kam auf 64, was mit einem 8-er-Kreuz mit zwei Verdoppelungen erreichbar war.

Anfang des Deckels – Début du couvercle

Ich schnitt also 8 Staken in der von der Länge des Durchmessers der Öffnung mit einer grosszügigen Zugabe für einen Rand. Ich legte 4 und 4 in der Mitte übereinander. Damit der Deckel nicht durchhängen konnte legte ich noch zu jeder Lage einen Draht von 3 mm Stärke und begann mit dem Einbund. Das Flechtmaterial war noch völlig beweglich und bekam nicht den kleinsten Riss. Aber beweglich waren halt auch die Staken, was das Flechten sehr mühsam machte. Noch vor dem zweiten Aufbrechen ergänzte ich die Einzelstaken zu Stakenpaaren und wechselte beim Flechten vom Fitzen zum Zäunern. Die Struktur war so zwar schöner doch war das Flechten sehr mühsam, weil der äusserste Faden wegen den sehr beweglichen Staken und der geringen Reibung sehr leicht weg rutschte. Die Enden der Flechtfäden steckte ich ins Geflecht, damit sie sich nicht selbständig machen konnten.

Bei jeder Verdoppelung der Staken musste ich auch wieder die Drähte verdoppeln, damit sich das Geflecht nicht dauernd verformte. Besonders mühsam war die Arbeit bei der zweiten Verdoppelung: Ich hätte diese nicht später machen können, weil sich das Geflecht ständig verformte, aber wegen der nun sehr engen Lage der Staken rutschten die Flechtfäden dauernd weg und zogen dabei zum Teil auch die nachgesteckten Staken wieder heraus. Ich musste darum noch zweimal eine Runde fitzen, bis der Abstand wieder gross genug war. Für diese Phase brauchte ich sehr viel Zeit. Nach der zweiten Fitze ging es dann wieder recht leicht.

Fertige Arbeit – Travail terminé

Etwa 8 cm bevor ich den Durchmesser der Öffnung erreichte, kürzte ich die ersten beiden Drähte so, dass ich sie auf jeder Seite 1.5 cm in das Geflecht der Liege stecken konnte. Ich flocht nun leichter um die freien Staken, weil ich den Deckel nicht mehr halten musste. Dafür musste ich die Flechtfäden bei jederRunde viermal unter dem Draht durchziehen.

Vor den letzten beiden Runden steckte ich die Drähte der zweiten Verdoppelung, deren Enden auf der Unterseite auch innen vorstanden, zu einem passenden Stakenpaar der Liege und sorgte so für eine solide Verbindung. Zusätzlich flocht ich die letzten Runden auch um die Staken der Liege und verband so die beiden Elemente noch zusätzlich miteinander. Als Abschluss

Doppelter Zuschlag – Bordure doublée

wählte ich der beweglichen Staken wegen einen Zuschlag hinter 1/über 1/ hinter 1. Diesen führte ich dreimal aus: Am Deckel zuerst mit den rechten und anschliessend mit den linken Fäden der Stakenpaare. Auf der Innenseite schnitt ich von jedem Paar einen Faden weg und mit dem anderen flocht ich den Zuschlag. Hier schnitt ich dafür die Enden nicht so kurz wie sonst üblich.

Zuschlag innen. – Bordure en intérieur.

Da die neu geflochtene Fläche deutlich kleiner war als das entfernte Geflecht, reichte das Material problemlos. Ich konnte mit dem Rest auch noch eine defekte Stelle am Fussteil der Liege notdürftig reparieren. Nach rund 15 Stunden Arbeit konnte ich die Kundin ihren Umzugsvorbereitungen überlassen.

Liege angepasst – Couchette adaptée

Warning: Undefined array key "HTTP_REFERER" in /home/httpd/vhosts/korbundstuhl.ch/httpdocs/wp/wp-content/themes/bones-korbund/post-formats/format.php on line 65 abgelegt unter: Aktuell, Blog